05.09.2013 16:18 Alter: 11 Jahre
Category: Zucht und Aufzucht

Das infektiöse Welpensterben (Herpesinfektion)

tödliche Gefahr für neugeborene Welpen

Das infektiöse Welpensterben: Während einerseits Welpen ausreichenden Schutz durch Antikörper über die Muttermilch erhalten, behalten die Tiere dennoch das Virus in sich, das sich dann bei Streß reaktivieren kann. Welpen ohne Antikörperschutz der Mutter, versterben in den ersten beiden Lebenswochen. Foto:©shutterstock.com/Marsan
Das infektiöse Welpensterben: Während einerseits Welpen ausreichenden Schutz durch Antikörper über die Muttermilch erhalten, behalten die Tiere dennoch das Virus in sich, das sich dann bei Streß reaktivieren kann. Welpen ohne Antikörperschutz der Mutter, versterben in den ersten beiden Lebenswochen. Foto:©shutterstock.com/Marsan

Was versteht man unter „infektiösem Welpensterben”?

Das Herpesvirus des Hundes wurde erstmals Mitte der 60er Jahre im Zusammenhang mit schweren Erkrankungen von neugeborenen Welpen in den USA entdeckt.

Von großer Bedeutung ist das Herpesvirus v. a. bei Erkrankungen in Hundezuchten, in denen es zu erheblichen Verlusten unter neugeborenen Welpen führt. Deshalb wird diese Erkrankung auch als „infektiöses Welpensterben” bezeichnet. Vor allem schwache, unter zwei bis drei Wochen alte Welpen sind besonders gefährdet.

Welche Symptome sind nach der Infektion bei Welpen sichtbar?

Die Welpen infizieren sich während der Geburt durch die Hündin. Nach Auftreten erster klinischer Symptome, wie Durchfall und Erbrechen, können die Welpen noch munter erscheinen. Kurze Zeit später verweigern sie jedoch das Saugen, wimmern, strampeln mit den Beinen und verlieren rasch an Gewicht. Eventuell kann es zusätzlich noch zu Blutungen in der Haut und den Schleimhäuten kommen. Für die kleinen, schwachen Welpen gibt es kaum eine Rettung, der Tod tritt nach kurzer Zeit ein.

Werden Hündinnen während der Trächtigkeit infiziert, können die Muttertiere die Infektion noch gut überstehen. Gefährlich wird das Herpesvirus jedoch für die Früchte, denn die Infektion kann zu Früh- oder Totgeburten führen und Ursachen für zukünftige Fruchtbarkeitsstörungen der Hündin sein. Dies wirkt sich sowohl in kommerziellen als auch in Hobbyzuchten dramatisch aus und führt zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten.

Herpesvirus (1000fache Vergrößerung) Foto:©Merial GmbH
Herpesvirus (1000fache Vergrößerung) Foto:©Merial GmbH

Wie stark ist das Herpesvirus verbreitet?

Viele Untersuchungen in Europa deuten darauf hin, daß die Gefahr der Herpesinfektion bisher unterschätzt wurde. Dies liegt vermutlich auch daran, daß es viele andere Ursachen für dieselben Probleme gibt. In infizierten Zuchten kann die Sterblichkeitsrate jedoch bis zu 80% und 100% betragen. Studien in Europa zum Vorkommen des Herpesvirus in Hundezuchten weisen Infektionsraten zwischen 31% und 88% nach. In Deutschland beträgt die Rate 30%.

Gibt es Behandlungsmöglichkeiten bei „infektiösem Welpensterben”?

Leider kann man den Erreger nicht direkt bekämpfen. Eine geringe Überlebenschance besteht für erkrankte Welpen darin, diese möglichst schnell in eine warme Umgebung zu bringen, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Überleben die Welpen die Erkrankung, bleiben sie lebenslange Träger des Virus (wie bei der Herpesvirusinfektion des Menschen, z. B. Lippenbläschen). Durch Streß (Ausstellungen, Geburt, andere Erkrankungen u. a.) kann es jedoch zu einer Reaktivierung und Ausscheidung des Erregers kommen und, damit verbunden, zu einer Ansteckung anderer Tiere der Zucht. Dies macht diese Virusinfektion so heimtückisch.

Gibt es eine Möglichkeit, die Welpen vorbeugend zu schützen?

Ja! Welpen sind zuverlässig geschützt, wenn sie Antikörper in den ersten Lebenstagen über die Muttermilch aufnehmen. Dies ist durch einen so genannten Muttertierimpfstoff gegen die Herpesinfektion möglich. Die Hündinnen werden bei jeder Trächtigkeit geimpft und entwickeln so Antikörper, die die Welpen über die Muttermilch aufnehmen und so vor einer klinischen Erkrankung Ihrer Welpen schützen. Die erste Impfung der Hündin kann während der Läufigkeit oder 7 bis 10 Tage nach dem Decktermin erfolgen. Die zweite Impfung wird 1 – 2 Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin durchgeführt. Dieses Impfschema muss bei jeder Trächtigkeit wiederholt werden.

Warum sollten Hündinnen gegen das canine Herpesvirus geimpft werden?

Wegen der bestehenden Infektionsgefahr ist die vorbeugende Impfung besonders bei häufigen Kontakten mit Fremdhunden zu empfehlen. Dies gilt sowohl für kommerzielle als auch für Hobbyzuchten. Damit können wirtschaftliche Verluste für die Zucht vermieden werden. Fragen Sie Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt nach weiteren Informationen zu „infektiösem Welpensterben” und nach einer entsprechenden Impfung.

Dr. Karin Rebel, Merial GmbH

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