01.06.2023 09:09 Alter: 1 Jahre
Category: Tiermedizin

Schutz gegen Infektionen

Warum sollten Hunde geimpft werden?

Durch regelmäßige Impfungen können wir unsere Hunde vor schweren Virus-Erkrankungen schützen. Im schlimmsten Fall könnten diese tödlich enden. Lassen Sie es nicht so weit kommen! Foto©shutterstock.com/Smit
Durch regelmäßige Impfungen können wir unsere Hunde vor schweren Virus-Erkrankungen schützen. Im schlimmsten Fall könnten diese tödlich enden. Lassen Sie es nicht so weit kommen! Foto©shutterstock.com/Smit

Welche Impfungen sind für Hunde besonders wichtig? In diesem Fachartikel finden Sie umfassende Informationen zum viel diskutierten Thema 'Impfen'. Besonderer Schwerpunkt wurde auf züchterrelevante Fragen gelegt.

Welche Impfungen sind besonders wichtig?

Keine Frage, gesunde und frohwüchsige Welpen sind die größte Freude und beste Werbung für einen seriösen Züchter. So kann er sich von zwielichtigen Welpenhändlern abheben, die ihre Tiere aus dem Kofferraum auf Autobahnparkplätzen an den Käufer bringen. Dabei sind diese „Vermehrer” mit ihren oft kranken Welpen nicht nur Konkurrenz, sondern sie schleppen mit den Welpen Seuchen ein, die bisher in Deutschland durch regelmäßige Impfungen und Hygiene besiegt waren. Tierärzte berichten regional von gehäuften Krankheitsausbrüchen im Zusammenhang mit Welpen aus Osteuropa.

Gleichzeitig unterlassen viele Hundehalter notwendige Impfungen, um Geld zu sparen oder weil ihnen die Wichtigkeit von Impfungen nicht klar ist. Und so verfügt nur knapp die Hälfte der deutschen Hunde über einen ausreichenden Impfschutz. Um lokale und regionale Seuchenzüge zu verhindern, müssen aber mehr als 70% aller Hunde einen ausreichenden Impfschutz haben. Denn eine erfolgreiche Impfung schützt nicht nur das Einzeltier, sondern auch solche Individuen einer Gruppe, die keinen Impfschutz entwickelt haben.

Besonders gefährdet sind die Welpen in den ersten Lebenswochen beim Züchter, da sie zu dieser Zeit noch nicht geimpft werden können. Ein wirksamer Impfschutz stellt sich erst einige Wochen nach der Grundimmunisierung ein.

Um der zunehmenden Bedrohung Rechnung zu tragen, hat der Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V. (bpt) eine „Ständige Impfkommission” etabliert, die Impfempfehlungen für die Kleintierpraxis erarbeitet hat und diese laufend anpasst.

Diese Impfempfehlungen sind flexibel, was ein individuelles Anpassen der Impfungen an die Bedürfnisse des einzelnen Hundes und des Zuchtbestandes gestattet. Gleichzeitig bedeutet dies, dass der Tierarzt gemeinsam mit dem Züchter aktiv ein solches Impfschema in einem Impfgespräch erarbeitet und dieser dann jene Termine tatsächlich einhält.

Zwingerhusten

Core- und Non-Core-Impfungen

Nach dem Motto der ständigen Impfkommission Vet. „Mehr Tiere impfen, das einzelne Tier so häufig wie nötig!“ sollte jeder Besitzer sich mit dem Thema Impfen auseinandersetzen, um sein Haustier bestmöglich zu schützen. Erst wenn über 70% der Population geimpft sind, bietet das der Gesamtpopulation einen gewissen Schutz gegen Epidemien (Quelle: Leitlinie zur Impfung von Kleintieren).

Grundsätzlich wird zwischen unverzichtbaren „Core-Impfungen” (Staupe, Parvovirose, Leptospirose, Hepatitis, Tollwut) und „Non-Core-Impfungen” unterschieden. Die erstgenannten „Core-Impfungen” decken solche Erkrankungen ab, bei denen landesweit ein reales Infektionsrisiko besteht. Die letztgenannten Impfungen sind deshalb aber nicht unwichtig. Sie können im Einzelfall lebensrettend sein. Sie betreffen solche Erkrankungen, die regional, in einem Zuchtbestand oder zeitlich gehäuft auftreten.

Core-Impfungen:

Erkrankungen wie Staupe, Parvovirose, Leptospirose und Hepatitis sind ebenso wie die Tollwut eine reale Bedrohung in Deutschland. Neben Importhunden können aber auch Ratten, Marder, Dachse und Füchse mit Leptospirose und Staupe infiziert sein und diese auf unsere Hunde übertragen.

Non-Core-Impfungen:
Zwingerhusten, Canines Herpesvirus & Co.

Obwohl die Zwingerhusten-Impfung zu den Non-Core-Impfungen gerechnet wird, lassen viele Züchter ihre Tiere durch eine Impfung schützen. Hunde können sich in Hundeschulen, in Hundepensionen, auf Ausstellungen, in Tierarztpraxen, beim Gassi-Gehen, auf Jagden und auf der Hundewiese mit den unterschiedlichen Erregern des Zwingerhustens infizieren. Die beteiligten Viren (Canines Parainfluenzavirus und Adenovirus Typ 2) werden durch Kombinationsimpfstoffe abgedeckt. Um vor dem beteiligten Bakterium Bordetella bronchiseptica zu schützen, kann dem Hund ein weiterer Impfstoff auf die Nasenschleimhaut gesprüht werden.

Der Impfschutz setzt nach fünf Tagen ein und kann so kurzfristig als Notimpfung vor Situationen mit erhöhter Infektionsgefahr, wie z. B. der kurzfristigen Teilnahme an einer Ausstellung, eingesetzt werden. Da auch Katzen mit Bordetella bronchiseptica infiziert sein können, kann der intensive Kontakt zu Katzen ein Grund für eine Impfung sein. Canines Herpesvirus (CHV) In vielen Hundezuchten wird gegen das Canine Herpesvirus (CHV-1) geimpft. Das Virus kommt nach einer Untersuchung der Universität Gießen in jeder dritten deutschen Hundezucht vor und wird für das so genannte „Welpensterben” und für Fruchtbarkeitsstörungen (Leerbleiben) verantwortlich gemacht. Der Impfstoff wird der Hündin entweder während der Läufigkeit oder 7 – 10 Tage nach dem angenommenen Decktermin verabreicht, gefolgt von einer zweiten Impfung 1 – 2 Wochen vor dem zu erwartenden Geburtstermin. Das Präparat ist sehr gut verträglich und kann bei infizierten und nicht infizierten Hündinnen eingesetzt werden.

Die Impfung schützt gleichermaßen die Hündin wie auch ihre Welpen. Andere Impfungen wie gegen das Coronavirus, gegen den Einzeller Babesia canis und Hautpilze werden sehr selten durchgeführt.

Durch Impfungen stimuliert man den Körper, Abwehrstoffe in Form von Antikörpern gegen Viren oder Bakterien und die dadurch hervorgerufenen Krankheiten zu produzieren. Damit lässt sich Ihr Tier gegen die klassischen Infektionskrankheiten besser schützen. Foto©U.S.Navy/Eric C.Treter/wikimedia commons
Durch Impfungen stimuliert man den Körper, Abwehrstoffe in Form von Antikörpern gegen Viren oder Bakterien und die dadurch hervorgerufenen Krankheiten zu produzieren. Damit lässt sich Ihr Tier gegen die klassischen Infektionskrankheiten besser schützen. Foto©U.S.Navy/Eric C.Treter/wikimedia commons

Grundimmunisierung der Welpen

Gewöhnlich werden Impfungen auch von Zuchthündinnen gut vertragen. Kommt es zu Zwischenfällen, so wird dies eher durch den Stress im Zusammenhang mit der Impfung hervorgerufen: Tierarztbesuch, fremde Menschen, andere Hunde, Injektionsschmerz, kalter Impfstoff. Aus diesem Grund sollte man ab zwei Wochen vor dem Decktermin bis drei Wochen danach auf Impfungen verzichten. Zwei Wochen vor dem Wurftermin sollte die letzte Impfung erfolgen, so dass die Hündin viele Antikörper in der Muttermilch hat und die Welpen optimal geschützt sind.

Der Welpenkäufer in der Impfpflicht

Züchter geben ihre Welpen zumeist nach einer Basisimpfung an die neuen Besitzer ab. Der Züchter muss sich dann darauf verlassen, dass die notwendigen Folgeimpfungen auch termin- und sachgerecht durchgeführt werden. Nicht selten machen Käufer, die bei den Impfungen geschlampt haben, bei hieraus resultierenden Erkrankungen die Züchter verantwortlich.

Es ist daher zu empfehlen, die Käufer nicht nur mündlich sondern auch schriftlich mittels eines Informationsblattes auf die in der Zukunft notwendigen Impfungen hinzuweisen.

Grundimmunisierung der Welpen

Als Grundimmunisierungen von Welpen gelten alle Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren. Die ersten beiden Impfungen mit den fünf Komponenten Staupe, Parvovirose, Leptospirose, Hepatitis und Tollwut werden gewöhnlich zwischen der 8. und 16. Lebenswoche durchgeführt. In diesem Zeitraum geht die Anzahl der mütterlichen Antikörper im Blut des Welpen zurück. Die Grundimmunisierung wird dann nach einem Jahr durch eine weitere Impfung gegen diese fünf Krankheiten komplettiert.

Ist bekannt, dass in einer Region oder einem Hundezuchtbestand die Staupe oder die Parvovirose vorkommt, können die Welpen mit einem speziellen „Staupe-Parvovirose-Impfstoff” bereits ab der vierten Lebenswoche geimpft werden.

Aktuelle Empfehlungen zum Thema „Impfen beim Kleintier” bekommen Sie von der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet).

Leptospirose

Den Impfschutz aufrechterhalten: Wiederholungsimpfungen

Ein einmaliges Impfen reicht nicht aus, um vor Erregern zu schützen. Daher muss in bestimmten Abständen der Impfschutz aufgefrischt werden.

Als Wiederholungsimpfungen werden alle Impfungen bezeichnet, die nach abgeschlossener Grundimmunisierung erfolgen. Bei Tollwut verweist die Tollwutverordnung auf die in den Packungsbeilagen genannten Wiederholungsimpftermine, die bei vielen Impfstoffen in dreijährigem Abstand liegen.

Bei Staupe, HCC und Parvovirose sind nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen Wiederholungsimpfungen ab dem zweiten Lebensjahr ebenfalls in dreijährigem Rhythmus ausreichend. Hier ist aber die Empfehlung des Herstellers zu beachten.

Gegen Leptospirose hingegen muss wenigstens einmal jährlich geimpft werden. In Gebieten, in denen der Erreger ständig vorkommt, entsprechend häufiger.

Schwachstelle Leptospirose-Impfung

In Deutschland und in vielen Ländern Europas standen bis 2013 nur Leptospiroseimpfstoffe zur Verfügung, die vor den Leptospiren Icterohaemorrhagiae und Canicola schützen. Dank der Impfungen unserer Haustiere sind diese Unterarten mittlerweile aber seltener geworden.

Am häufigsten treten nun die Serovare Grippotyphosa und Australis auf. Der neue Impfstoff, der seit 2013 auf dem Markt ist, bietet zusätzlich zu den „alten” Komponenten auch Schutz vor der Infektion durch diese beiden Unterarten.

Die Leptospirose ist eine meldepflichtige Erkrankung und eine Zoonose. Da Leptospiren auch beim Menschen dramatische Krankheitsbilder hervorrufen, sollten Züchter -auch im Hinblick auf eine Haftung beim Verkauf beim Welpen- alles unternehmen, um Leptospiren aus dem Bestand fern zu halten. Hierzu gehört unter anderem eine effiziente Ratten- und Mäusebekämpfung.

Impfungen sind kein Freibrief!

Auch wenn Hunde durch ein umfassendes Impf-Programm gegen viele Krankheiten geschützt sind – ein Freibrief für lebenslange Gesundheit hat man so leider nicht erworben. Gerade bei dem hohen Infektionsdruck von „Billigwelpen” aus dem Ausland ist es wichtig, dass unsere Hunde in Deutschland gut geschützt sind vor lebensbedrohlichen oder sogar tödlichen Erkrankungen.

Gefahrenquellen für Infektionen

Durch Impfungen können aber leider nicht alle bekannten Erkrankungen abgedeckt werden. So steht zum Beispiel kein Impfstoff zum Schutz vor Salmonellen, Coli- und Campylobacterbakterien zur Verfügung. Die genannten Bakterien werden häufig durch das Verfüttern von Schlachtabfällen eingeschleppt, grundsätzlich sollten Hunde daher keine Tierkadaver fressen. Sie können zusätzlich mit allerlei tödlichen Keimen (z. B. Listerien) und Botulismusgift belastet sein. Auch hierfür stehen keine Impfstoffe zur Verfügung.

Eine wahre Drehscheibe für Infektionen sind Hundeausstellungen. Auch wenn am Einlass Impfpässe kontrolliert werden, kann niemand eine Garantie übernehmen, dass diese Impfungen tatsächlich termingerecht und qualifiziert durchgeführt wurden. Die eigenen Vierbeiner sollten zum Ausstellungstermin also einen möglichst optimalen Impfschutz aufweisen.

Ähnlich heikel sind Hundeauslaufgebiete und öffentliche Wassernäpfe in Einkaufszonen, auf Rastplätzen und vor Tankstellen. Niemand kann einschätzen, welche Erreger der Vorgängerhund am Wassernapf dort hinterlassen hat. Zudem sind diese Wassernäpfe die erste Anlaufstelle für neue Bakterien, die durch Tourismus, eingeführte Tierschutzhunde und illegale Importe nach Deutschland eingeschleppt werden.

Infektionsgefahr geht auch von den zukünftigen Welpenkäufern aus: Oft schauen sich die neuen Besitzer die Welpen bei mehreren Züchtern an. Sie wollen sich zu Recht von den guten Haltungsbedingungen überzeugen, so dass sie einen gesunden und gut sozialisierten Welpen bekommen. Der Züchter sollte diese Besucher bitten, am gleichen Tag keinen weiteren Züchter zu besuchen und sich vor dem ersten Kontakt mit den Welpen die Hände zu waschen. Heikel ist es auch, wenn der Besucher selbst daheim einen kranken Hund hat.

Dort wo viele Hunde aufeinander treffen, z.B. auf Hundeauslaufflächen, oder auf Hundeplätzen sowie bei Veranstaltungen, steigt logischerweise das Infektionsrisiko. Daher können auf Veranstaltungen des IDG & IRJGV nur Hunde vorgestellt werden, die einen gültigen Impfschutz haben, d.h.: Gültige, belastungsfähige Impfung gegen SHP+T (mögliche Gültigkeitsdauer bis drei Jahre) sowie L+Parainfluenza (jährlich). Foto©IDG & IRJGV/Sagmeister
Dort wo viele Hunde aufeinander treffen, z.B. auf Hundeauslaufflächen, oder auf Hundeplätzen sowie bei Veranstaltungen, steigt logischerweise das Infektionsrisiko. Daher können auf Veranstaltungen des IDG & IRJGV nur Hunde vorgestellt werden, die einen gültigen Impfschutz haben, d.h.: Gültige, belastungsfähige Impfung gegen SHP+T (mögliche Gültigkeitsdauer bis drei Jahre) sowie L+Parainfluenza (jährlich). Foto©IDG & IRJGV/Sagmeister

Entwurmung

Impfschutz und Entwurmung

Da Würmer das Immunsystems schon bei einem geringen Befall schädigen, ist eine regelmäßige Entwurmung der Welpen und der Zuchthündinnen wichtig. Die Botenstoffe sind bei der Reaktion des Körpers auf Impfstoffe und für die Bekämpfung von Bakterien und Viren von entscheidender Bedeutung, da durch sie verschiedene Immunzellen (Killerzellen) aktiviert werden. Verwurmte Tiere sind daher schlechter geschützt und infektionsanfälliger. Bei der Auswahl von Entwurmungspräparaten sollten solche Produkte verwendet werden, die als Tierarzneimittel zugelassen sind. Im Internet wird eine ganze Reihe von „alternativen Entwurmungspräparaten” angeboten, denen jedoch oft die wissenschaftlich belegbaren Fakten zur Wirksamkeit fehlen. Hier sollte man sich genau erkundigen bevor mal derartige Präparate einsetzt. Hündinnen müssen immer parallel zu ihren Welpen entwurmt werden, da sie in engstem Kontakt zueinander leben. Ein ungelöstes Problem sind Wurmlarven in der Gesäugeleiste der Hündin. Diese Larven werden mit der Muttermilch auf die Welpen übertragen.

Eine Behandlung mit sogenannten „makrozyklischen Laktonen” um den 50. Tag der Trächtigkeit ist möglich. Da in Deutschland aber diese Präparate aktuell nicht für genau diese Indikation zugelassen sind, sollten Sie zum Thema „Entwurmung der tragenden Hündin” immer ihren/ ihre Tierarzt/Tierärztin kontaktieren. Hundespulwurmlarven sind auch auf den Menschen übertragbar und können, insbesondere bei Kindern, erhebliche Erkrankungen bis hin zu Schädigungen des Gehirns und der Augen hervorrufen. Daher allein schon sollten nur sorgfältig entwurmte Welpen vom Züchter abgegeben werden. Hundewelpen können das erste Mal im Alter von zwei Wochen entwurmt werden. Danach empfiehlt es sich, die Entwurmung im Zwei-Wochen-Takt fortzusetzen. Zwei Wochen nach dem Absetzen erfolgt die letzte Entwurmung beim Züchter. Der Käufer sollte zudem darauf hingewiesen werden, dass selbst die sorgfältigste Entwurmung keine völlige Wurmfreiheit garantiert. Auch die Hersteller von Entwurmungspräparaten weisen darauf hin. In einigen Impfpässen besteht die Möglichkeit, neben den Impfungen auch Behandlungen gegen Würmer, Flöhe und Zecken zu dokumentieren. So lässt sich sehr anschaulich die sorgfältige Arbeit des seriösen Züchters belegen.

Nähere Informationen dazu finden Sie auch unter: http://www.parasitenfrei.de

Veröffentlichung mit freundlicher Unterstützung von: www.petprofi.de

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