07.09.2017 11:03 Alter: 7 Jahre
Category: Erziehung/BGVP

Gassi-Etikette

Treffen sich Hundefreunde, findet sich schnell ein Gesprächsthema. Foto:©IRJGV/Sagmeister
Treffen sich Hundefreunde, findet sich schnell ein Gesprächsthema. Foto:©IRJGV/Sagmeister

Hundebegegnungen verlaufen sehr unterschiedlich. Hunde können miteinander spielen, sich ignorieren oder auch aufeinander losgehen – je besser wir unsere Vierbeiner kennen, umso sicherer können wir problematische Begegnungen einschätzen und richtig reagieren.

Körpersprache unter Vierbeinern

Grundsätzlich gilt, dass selbstbewusste Hunde möglichst groß wirken möchten, um ihrem Gegenüber zu imponieren. Sie tragen die Rute hoch, stellen die Nackenhaare auf und dru?cken die Beine durch. Ängstliche Hunde machen sich extra klein, um deutlich zu zeigen, dass sie ihr Gegenüber als stärker akzeptieren. Sie ducken sich oder legen sich auf den Boden, legen die Ohren an, ziehen die Mundwinkel nach hinten und klemmen die Rute ein.

Die Rolle des Besitzers

Die Aussage: „Die Hunde regeln alles unter sich", trifft nicht uneingeschränkt zu. In einem natürlich gewachsenen Hunderudel regeln die Tiere Streitigkeiten unter sich. Im Park allerdings treffen Hunde unterschiedlicher Rassen und verschiedener Altersstufen aufeinander. Hier ist der Besitzer gefragt, das Verhalten von Hunden zu kennen und gegebenenfalls einzugreifen: Als Rudelchef fällt ihm eine ganz entscheidende Rolle bei den Hundebegegnungen zu. Er muss seine Autorität als Chef mit einbringen und seinen Hund und die anderen Hunde beobachten. Ein Besitzer kann seinem Hund deutlich machen, dass er sich nicht streiten soll. Je nach Hund und Situation wird es dem Besitzer mehr oder weniger schwer fallen, dies auch bei kritischen Begegnungen durchzusetzen. In diesen Situationen kommt es entscheidend auf das Timing an. Der Besitzer muss frühzeitig und intensiv auf seinen Hund einwirken, bevor der Hund die ersten Anzeichen von Aggression zeigt. Er muss agieren, nicht reagieren!

Bei Hunden, die angeleint aggressiv auf Artgenossen reagieren, kann ein Kopfhalftertraining eine sanfte Methode sein, die Blickrichtung des Hundes auf das Wesentliche zu richten: Seinen Besitzer.

Guten Tag, ich bin der Paul!

Jede Begegnung von Hunden beginnt mit einer Begrüßung. Sind die Tiere nicht angeleint, beobachten sie einander schon aus großer Entfernung. Dabei gibt die Körpersprache bereits einen Aufschluss darüber, wie selbstbewusst der Gegenüber ist und wie die Begegnung ablaufen wird. Unsichere, ängstliche Hunde weichen aus oder verstecken sich hinter Frauchens Beinen. Manche Hunde beginnen auffällig am Wegesrand zu schnüffeln und tun so, als haben sie den anderen noch gar nicht bemerkt. Manche Hunde, vor allem Rüden, nutzen die Zeit bis der andere Hund da ist zum Markieren.

Begegnen Sie einem fremden, angeleinten Hund, ist es ratsam den eigenen ebenfalls an die Leine zu nehmen. Foto:©U.Hank
Begegnen Sie einem fremden, angeleinten Hund, ist es ratsam den eigenen ebenfalls an die Leine zu nehmen. Foto:©U.Hank

Der will nur spielen!

Beim täglichen Spaziergang treffen Sie auf viele andere Hunde. Aber nicht alle unsere Vierbeiner vertragen sich miteinander. Um eine klärende Verständigung zwischen den Tieren zu ermöglichen, sollten Sie über das Verhalten von Hunden bei der Begegnung mit Artgenossen Bescheid wissen.

Sind die beiden so nah, dass sie Kontakt miteinander aufnehmen können, gehen sozial sichere Hunde langsam aufeinander zu und beschnüffeln sich an Nase und After.

Es gibt viele Spielweisen der Begegnung. Wie wir Zweibeiner angemessen darauf reagieren sollten, zeigen die nachfolgenden Beispiele.

Zwei frei laufende Hunde

Begegnen sich zwei frei laufende Hunde, gilt es, auf die Körpersprache beider Tiere zu achten. Erkennen Sie keinerlei Anspannung, überlassen Sie den Hunden die Art und Intensität der Kontaktaufnahme selber. Kommt es bei der Begrüßung zu stärkerem Imponieren und Knurren, gehen beide Besitzer am besten ohne große Kommentare in verschiedene Richtungen davon. Rufen Sie Ihren Hund erst aus einiger Entfernung zu sich.

Zwei angeleinte Hunde

Begegnen sich zwei angeleinte Hunde, sollten Sie keine Begrüßung zulassen, auch wenn sie sich freudig aufeinander zu bewegen. Hunde verhalten sich an der Leine anders als im Freilauf. Viele Hunde ziehen an der Leine und bewegen sich schnell und keuchend auf den Artgenossen zu. Manche Tiere empfinden das als bedrohlich und einige reagieren mit Angst auf den sich nähernden Artgenossen. Auch ein arttypisches Ausweichen kann angeleint nicht mehr ausgeführt werden.

Auch wenn Sie selbst das eher locker sehen, sollten Sie die Reaktion der anderen Besitzer beobachten. Wünschen diese offensichtlich keine Kontaktaufnahme zwischen den Hunden, respektieren Sie den Wunsch der anderen.

Körperhaltung, begleitet von Mimik und Lautäußerungen sprechen eine deutliche „Sprache". Das unterschiedliche Aussehen der einzelnen Rassen macht es hingegen schwierig, manche Anzeichen eindeutig zu erkennen. Foto:©S.Heinemann
Körperhaltung, begleitet von Mimik und Lautäußerungen sprechen eine deutliche „Sprache". Das unterschiedliche Aussehen der einzelnen Rassen macht es hingegen schwierig, manche Anzeichen eindeutig zu erkennen. Foto:©S.Heinemann

Knurren sich angeleinte Hunde an und springen wild in die Leine, halten Sie genug Abstand und gehen zügig weiter, damit sich die aggressive Stimmung nicht weiter aufschaukelt. Begegnen Sie demselben Hund wieder, lenken Sie ihren Hund rechtzeitig vorher ab, das heißt bevor er knurrt oder bellt. Vermeiden Sie, auf solche Hunde frontal zuzugehen. Ein kleiner Bogen verhindert oftmals eine Eskalation der Situation.

Ein frei laufender, ein angeleinter Hund

Kommt Ihnen eine Person mit einem angeleinten Hund entgegen, nehmen Sie Ihren Hund auch an die Leine. Ist Ihr Hund angeleint und der Entgegenkommende frei, entscheiden Sie je nach Situation, ob Sie Ihren Hund auch ableinen können. Anderenfalls lenken Sie lieber die gesamte Aufmerksamkeit Ihres Hundes auf sich und gehen so an dem anderen Hund vorbei.

Rüde oder Hündin?

Relativ konfliktfrei ist die Begegnung von zwei gegengeschlechtlichen Hunden, also einer unkastrierten Hündin und einem unkastrierten Rüden, wenn beide Tiere im Umgang mit Artgenossen Erfahrungen haben. Viele Hundebesitzer tauschen sich über das Geschlecht der Hunde durch Rufen aus und können dadurch Begegnungen besser planen.

Meist haben auch kastrierte Rüden kein Problem miteinander. Durch die Kastration fehlt es ihnen an Testosteron, dem männlichen Hormon, das Rüden etwas streitsüchtiger macht als Hündinnen. Manche Hündinnen, die kurz vor der Läufigkeit stehen, reagieren aggressiv auf gleichgeschlechtliche Artgenossen oder Welpen.

Je besser ein Hundehalter das Ausdrucksverhalten von Hunden versteht und je aufmerksamer er seine Tiere beobachtet, um so eher kann er problematische Situationen erkennen und gegebenenfalls rechtzeitig reagieren. Gerade Sie als hundeinteressierter Halter treffen beim Spaziergang oft auf sehr unerfahrene Hundebesitzer. Hier helfen Verständnis und Toleranz.

©/Veröffentlichung mit freundlicher Unterstützung von:  www.petprofi.de

Anmerkung der Redaktion: Besuchen Sie einen der bundesweit angebotenen IRJGV-Begleithunde-Kurse bei Ihrer nächstgelegenen Landesgruppe/Gruppe (siehe Gruppenverzeichnis). Eine fundierte Familienhunde-Erziehung lohnt sich immer, beginnend vom Welpenalter an; aber auch bereits Erlerntes wieder einmal aufzufrischen. Sie trainieren dadurch auch Ihr eigenes Wahrnehmungsvermögen der Körpersprache Ihres Hundes und dem von fremden.

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